29. Mai 2022

Pro Aktivität.

Ich lebe gerade ganz gut, habe viele Privilegien und fühle mich gleichzeitig total ziellos. Der Master ist schon seit einem Jahr geschafft, das Sportprogramm seit weit mehr als einem Jahr komplett auf Eis gelegt, sonstige Hobbies abseitig von Lesen [words, my one and only love] existieren lange nicht mehr; das einzige Kontinuum ist die sich in meiner Lohnarbeit immer weiter und wieder ereignende Veränderung, die mich geistig einigermaßen beschäftigt und am Laufen hält. - Liegt es an Corona? Ich weiß es nicht und glaube es nicht. Der Ukraine-Krieg schrammt an mir vorbei, ich bemühe mich und kann ihn schlecht [er-]fassen - außer in den Auswirkungen auf meine Lohnarbeit, also auch hier Dominanz des gefühlten Außens/nur Reaktion.

Vor einem knappen Jahr hatte ich beschlossen, unbedingt vor meinem 41. Geburtstag diesen August ein [mein], nein, DAS Buch zu schreiben, das ich immer schon schreiben will. In dem Kontext hab ich einiges umgesetzt und bin also quasi tätig geworden, aber auch das alles [Schreibprogramm gesucht, getestet und final gewählt, Literatur über das Schreiben gesammelt und gelesen, mit verschiedensten Menschen einige fruchtbare Diskussionen zum technischen Modus Operandi gehabt, sogar eine Art Pitch entwickelt] ist ... versackt, in a not so good way, gefühlt jedenfalls not so good. Es ist einfach ausgelaufen, eine prokrastinierte Frist wie eine achtlos offen gelassene Tube mit wertvollem und eigentlich auch wertgeschätztem Inhalt.

Nicht nur bezüglich des Buches, dem ich auf Twitter ja sogar todesmutig schon ein Hashtag gegeben hatte [#nonApologie], sondern generell kommt es mir momentan so vor, als ob die Zeit einfach so verrinnt. Ich kenne das Gegenrezept, das mir schon vor mehr als 10 Jahren der ansonsten eher etwas unsympathische Nachbarabteilungsleiter vom Fraunhofer etwas überraschend im Nebensatz verraten hat: Ereignisanker setzen, Erinnerungspunkte erschaffen, damit im Alter das Leben nicht als "schon und viel zu schnell vorbei" empfunden wird.

Auch Meike Winnemuth unternimmt seit einiger Zeit mehr oder weniger jedes Jahr ein Unterfangen,  das jedes Jahr rückblickend greifbar macht, so zum Beispiel ihr Projekt ein Jahr, ein Kleid [daskleineblaue.de], die Weltreise nach der Wer wird Millionär-Teilnahme bei Jauch mit Blog Das große Los! [vormirdiewelt.de], 2014 dann nochmal 12 Städte in Deutschland und schon 2007 einen Marathon etc. - jedes Jahr wird eine Wegmarke gegen das Durchrauschen und Vergessen gesetzt.

Ich hab das sogar auch ein paarmal gemacht, allerdings nie absichtlich, sondern aus Grunderlebnisdrang. Hilft natürlich trotzdem! Zum Beispiel mein Motto-Jahr 2014, in dem ich auf der Suche nach Kreativität und einem zufriedenstellenderen Job jeden Monat etwas anderes machte [Schlagzeug spielen, selbst Kochen, Thema Ausbildung...], oder auch ein Jahr der Gesundheit in 2012, wo ich alle Teile meines Körpers quasi einmal physikalisch prüfte und abchecken ließ und mich kümmerte oder jüngst in 2021 der Masterabschluss.

Im Kontext von "Sachen machen" - ein schon ~ 10 Jahre altes Projekt von Isabel Bogdan, das in diesem Buch [buchkatalog.de] kulminiert ist und das ich GELIEBT habe - schrieb sie mal, dass es zum Sachen machen eben quasi eines Muskels bedarf, der durch das Machen von Sachen trainiert wird. Sie hat es natürlich irgendwie eleganter ausgedrückt, was ich damit aber sagen will ist: Ich finde gerade den Anfang nicht, der Muskel scheint krass geschwächt, es ist ein Elend und ich langweile mich mit mir selbst und tue einfach "nichts". Einzig meine Bücher hab ich geschafft, drastisch auszumisten und einen Teil in den momox-Schlund zu werfen, einen anderen Teil hier im Viertel via Bücherkarton zu verschenken und den dritten aktuell leider noch hinter Schranktüren auf den passenden Einsatz warten zu lassen. Wegwerfen geht nicht.

Naja. In diesem ganzen Kontext von Kreativität und Leben, das und die ich schleifen lasse und nicht weiß, wie aktivieren, dem scheiß Buch, das ich nicht schreibe etc pp hab ich das hier auf Twitter [twitter.com] gelesen, ein Zitat von Annie Dillard, die sinngemäß dazu aufruft, konstant zu produzieren und die eigene Kreativität und Inhalte nicht für irgendetwas bestimmtes "Großes" aufsparen zu wollen.

Und dann unterhielt ich mich mit dem Mann und beklagte mich über Die Große Allumfassende Ziellosigkeit und äußerte meinen Wunsch, wieder zu schreiben. Er stellte mir eine Mörderfrage, wie ich finde:

"Was gibt es denn, womit du dich über die nächsten 12 Monate schreibend beschäftigen könntest? Wozu hättest du Lust, was interessiert dich genug?"

Die Antwort ist mir erstaunlich leicht gefallen: Parallelen. Und was das heißt, seht ihr vielleicht bald.

P.S.:
So, das hier ist also der Korken, an dem ich schon seit Wochen mehr schlecht als recht gedanklich herumlaboriere und der um's Verrecken nicht aus dem blöden Flaschenhals kommen will. Ich zeige ihn euch jetzt einfach mal, das scheint mir ein vielversprechender Weg zu sein. Nicht umständlich und altmodisch formulieren geht anscheinend auch nicht, merke ich, aber was soll's - kann ja nicht jede wie Kathrin Passig alles immer tatkräftig angehen [techniktagebuch.tumblr.com] und sogleich zum Entrümpeln der eigenen Sprache schreiten! ... wobei, hatte nicht gerade die auch dieses Buch mit dem Titel "... ohne einen Funken Disziplin" [buchkatalog.de] geschrieben?! Ich. Muss. Lesen. Gehen.

6. März 2022

prominent gekotzt I - "Die Unvollendete"

Wie kommt dieser blöde Titel zu Stande? So [twitter.com]. Evtl. wird es eine Reihe, evtl. auch nicht, das weiß man bei mir aktuell nicht so genau.

Ich hatte ab ~ September/Oktober/November geplant, bis zu meinem Geburtstag im August 2022 ein Buch zu schreiben. Das meiste vom Gerüst steht seit langem, ich habe mehrfach mit @jawl [twitter.com] dazu telefoniert und wertvollen Input bekommen, auch schon Teile des Inhalts skizziert und die digitale Umsetzung ist ebenfalls angerissen. Aber. Ach.

Im Arbeitszimmer liegt in einem großen Zettel- und sonstwas-Stapel eine Planungsskizze für unsere großen Wandschränke, die ich mit viel Elan, Struktur und Zeichenfreude fabriziert habe. Was kommt sinnvoll in welchen Schrank und wie ziehe ich wo zusätzliche Böden in die Schränke ein, in denen im Wesentlichen eine Stange montiert ist - das nimmt nämlich sonst viel zu viel leeren Platz weg und wir haben ja keinen Keller. Der Badschrank [Nummer 1 von insgesamt 5 Schränken mit zusätzlich großen Oberfächern] ist sortiert, schon seit Monaten, finito.

Die beiden großen 5x5 Kallax-Regale sind voll mit Büchern, das stört mich. Ich sortierte voller Tatendrang für Momox aus, machte im ersten Schwung > 40 Euro und habe nun die zweite Box gepackt neben dem Esstisch auf der Bank und schicke sie nicht ab, weil der Karton noch gar nicht voll ist und ich geldgeil, aber sortierfaul bin. Offensichtlich.

Die Kallaxe sind dadurch leerer geworden, außerdem hab ich Ideen [Bettwäschefächer - done, Handtuchfächer - done, 4x Alkohol-Glastüren und 9er Weingitter - 3x done und das Glas nicht geputzt, Aufkleber zwecks Türenaufhübschung - gekauft, aber nicht done]. Achach.

Auf dem Bett liegt Bettwäsche, gestern lag sie auch schon da, dann hab ich sie zum Schlafen auf den Stuhl daneben gelegt, um sie heute morgen wieder auf's Bett zu packen... naja.

Damit hier wenigstens noch irgendwas vollendet wird, veröffentliche ich jetzt einfach und blogge scheinbar wieder.

25. Dezember 2021

Steile Thesen I - Es geht aus, ein und nicht ein, aus!

Schon seit ziemlich langer Zeit sammle ich halb valide, auf meinen eigenen Gedanken basierende [und nicht streng recherchierte!] Thesen, deren [geglaubte] Erkenntnis in der Regel zufällig stattfand. Das sind jetzt fast 10 Stück, die ich eigentlich mal ausformulieren möchte, und weil mir bei einigen die fast gesicherte Realität evtl. schon zuvorgekommen ist, fange ich jetzt einfach mal an und zwar mit einer Beobachtung zur Atmung.

These I:
Der korrekte Ablauf des Atmungsvorgangs ist ausatmen - einatmen, wobei das Ausatmen bewusste Muskelkontraktion benötigt und das Einatmen
automatisch durch Entspannung entsteht.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht genau, woher oder wann diese Einsicht kam, die ich da oben formuliert habe - eventuell war es auf einem der Fußmärsche von der oder zur Arbeit? Bis wir vor drei Jahren umgezogen sind, hatte ich nämlich nur 1.1km Arbeitsweg, den ich zu 100% zu Fuß gegangen bin. Dabei hab ich eine ganze Zeit lang geübt, eher Vorfuß zu gehen und mir meinen Bewegungsablauf bewusst zu machen, wobei natürlich auch mal die Atmung bzw. der Atemrhythmus in den Vordergrund getreten ist. Letzteres natürlich auch stark beim Joggen, aber das lass ich aktuell einfach nur noch schleifen...

Warum und was hab ich sonst überhaupt mit Atmung an sich zu tun? Kurzgefasst hab ich bis vor etwas mehr als 10 Jahren mein gesamtes Leben wahnsinnig viel gesungen, da atmet man ja beständig vor sich hin und mich wiederum seit einiger Zeit mit Meditation und da eben auch Atemtechniken beschäftigt. Naja, oder mehr mit dem Zusammenfluss von Atmung und Bewegung, und dann siehe oben, Gehen und Atmen ist ja sozusagen Yoga für Gehetzte. Seitdem ich jedenfalls einmal den Gedanken oben hatte, ging mir das nicht aus dem Kopf. Der Atem soll automatisch und "ohne Zutun" fließen - wie soll das denn gehen?! Bei mir läuft das jedenfalls nicht.

Quasi alle, die ich kenne, mich eingeschlossen, atmen ein und starten damit "die Atmung", in der Regel mithilfe des Weitens des Brustkorbs, Entspannung dieser Muskulatur bedingt dann die Ausatmung. Irgendwann fiel mir allerdings wieder ein, dass ich mal diesen coolen Jugendchorleiter hatte, der uns bewusst und auf Handbewegung hin ganz leer ausatmen und dann mit einer "überraschten" Mimik, also Augen aufreißen, Mund zum "Oh!" geöffnet und in einem Zug ohne Wiederstand die Luft "passiv" einströmen ließ. SEHR effektiv, kann ich sagen. Naja, und als ich das jetzt nochmal so probierte, erschien es plötzlich mega sinnvoll, die Lungen leerzuquetschen, um dann einfach [ja, wirklich sehr einfach] Luft wieder reinkommen zu lassen. Hmhm.

Irgendwann las ich noch etwas von Atemhilfsmuskulatur, so wird die des oberen Brustkorbs genannt, die von den meisten Menschen, die ich kenne, ja ausschließlich zum [Ein!]Atmen genutzt wird, nix mit Hilfe... und lernte beim MBSR-Kurs auch noch Leute kennen, die der Meinung waren, dass die Bauchatmung null effektiv ist [ist sie nicht, mein Schätzelein, sage ich als jahrzehntelang ambitioniert übende Sängerin]! Irre.

Und dann überfiel es mich wie ein Blitzschlag, so'n richtiger German Geistesblitz: Wir stammen alle von Fischen ab; und wie kommen die an Sauerstoff? Die schwimmen durch ihren Sauerstoffträger = Wasser und lassen den einfach einströmen - und "atmen" ihn dann aktiv durch die Kiemen wieder aus. Oder? ODER?! Deckt sich vom Prinzip auch viel besser mit der Tatsache, dass wir unsere Lungen nur mit 1a Sauerstoff füllen können, wenn wir die verbrauchte Luft vorher komplett ausgeatmet haben, und nein, das passiert nicht automatisch, s.o. der Chorleiter, der uns ausatmen ließ. Und dann, ja, dann strömt die automatisch wieder ein, wenn eine*r entspannt ist, wie bei den Fischen das Wasser.

Nachdem ich das jetzt endlich postuliert habe, kann ich mein Weihnachtsgeschenk "Breath" von James Nestor anfangen zu lesen, das sogar von Wim Hof [Ice man [wiki], kennt'er?] empfohlen wird und von dem ich mir viele spannende Einsichten und eventuell ja sogar die Bestätigung meiner These hier erhoffe!

28. August 2021

Der Trost runder Dinge von Clemens J. Setz

Ein ganz hervorragendes Buch, das leider viel zu schnell um war - und das von mir, die eigentlich nicht gern Geschichten und Erzählungen, sondern lieber längere Zusammenhänge liest.

Die handelnden Personen haben allesamt Persönlichkeit, sind subjektiv authentisch und werden aus Worten, Taten und wohlgewähltem [Erzähl-]Kontext sehr lebendig. Einen bestimmten Schreibstil gibt es nicht, im Buch sind Spam-Emails genauso wie Kürzestgeschichten vertreten.

Außerdem konnte ich beim Lesen anhand der Randbemerkungen gedanklich positiv vermerken, dass Clemens J. Setz mit Katzen [ge]lebt [hat], was ja immer gut ist.

6. Juni 2021

Heute in 10 Jahren - 2021er Edition

2009, also in einem Land vor unserer Zeit, in dem ich noch ziemlich aktiv in der Gegend herumbloggte, schrieb ich auf, wie ich mir mein Leben in 2019 vorstellte [ohne zu gendern und mit sonstigen Ausfällen, aber naja, man entwickelt sich halt auch weiter]. Wenn ich mir das heute so durchlese, stelle ich erfreut fest, dass mein tatsächliches Leben in 2021 eine Mischung aus der realistischen und der träumerischen [und ein bisschen auch der furchtbaren...] Variante ist:

Ich wohne mit dem Mann in Hannover in einem mich sehr zufrieden machenden, 70er-Jahre Reihenbungalow mit Garten in einem schönen Stadtteil mit top Grün-Nähe. Bei meinem zweiten Arbeitgeber arbeite ich seit einiger Zeit wieder nur noch 4 Tage die Woche in einem [nicht mehr ganz mittelständisch zu nennenden] Unternehmen als Leitung und gleichzeitig als Fachvertrieblerin eines [sehr] kleinen Geschäftsbereichs - was herausfordernd ist, mich aber aktuell nicht wirklich befriedigt. Weil ich häufig Überstunden mache und mich das nervt, habe ich seit einigen Monaten einen [befristeten] Zusatzvertrag über eine Teilzeit von 87,5%, was 35h und damit wenigstens die Auszahlung eines Teils dieser Überstunden bedeutet. Das wird mir allerdings langsam echt zu anstrengend... Wir haben keine Kinder, sondern endlich Katzen und das ist noch superer als gedacht! Ich habe seit 2017 nebenbei mit überwiegend großem Spaß Wirtschaftspsychologie studiert und jüngst als Mistress of Science abgeschlossen, mache [daher?] aber überhaupt keine Musik mehr. Mit meinem Schlaf [Qualität und Pensum] und der Ernährung bin ich 100% zufrieden, das Bewegungs-/Gesundheitsthema hat mit der Masterarbeit arg gelitten und kommt erst so langsam wieder in Schwung, sowohl physisch als auch psychisch betrachtet. Alles in allem 2 bis 2-, würde ich sagen, also gut - und ausbaufähig.

Kommen wir nun zur nächsten Dekaden-Vorhersage - mein Leben in 10 Jahren [ich bin dann also 49] ...

in der furchtbaren Variante:
Der Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet, daher ist wieder unschönes Wohnen ohne Garten und Umgebungsgrün angesagt, weil der Markt hier ganz schön hart und unsere Anforderungen hoch sind. Ich bin immer noch und mittlerweile sehr unzufrieden beim gleichen Arbeitgeber, muss wieder 100% arbeiten und automatisiere also weiterhin die kapitalistische und smarte Welt. Ich bereue es, keine Kinder zu haben, bin gleichzeitig aber für eine Adoption nicht mehr flexibel genug. Nach Corona hab ich den Freundeskreis nie wieder hinbekommen und versauere in meinem eigenen Denksumpf. Meine Augen und der Nacken sind so schlecht, dass ich auf keinem Medium anständig lesen und auch nicht mehr schreiben kann; Sport und Ernährung sind auf präpandemisch schlechtem Niveau und das Gewicht sogar weit darüber. No music anywhere, nur Abgestumpftheit.

in der realistischen Variante:
Ich wohne [wir] im gleichen Umfeld, vielleicht sogar noch im Bungalow und gehe immer weitere Strecken zu Fuß. Meine Arbeit ist ok im Sinne von "Sowohl Inhalt als auch Ausmaß schaden weder mir noch der Welt", ich treffe mich regelmäßig mit Freund*innen und habe diversen Austausch. Ausmaß und Art von Ernährung sowie Bewegung verhandle ich beständig neu mit mir selbst, dann und wann gibt es Highlights wie zum Beispiel einen guten Step-Aerobic-Kurs. Die nächsten Tierheim-Katzen sind eingezogen, Garten und Haus sind in Schuss und tun uns gut.

in der träumerischen Variante:
Wir haben den Bungalow gekauft und vernetzen die Nachbarschaft mit einem monatlich offenen Tisch am Samstag. Ich arbeite in Branchen, die im weitesten Sinne die Welt verbessern und das bei einem oder mehreren Arbeitgeber*innen, die Lernkultur schätzen und fördern. Dabei gebe ich nicht nur Wissen weiter, sondern lerne selbst ständig und viel dazu. Das Auto brauche ich kaum noch, auch der/die Arbeitsweg[e] gehen überwiegend ohne, ich bin täglich und viel draußen. Es gibt weibliche und andere, nicht cis-männliche Menschen in meinem Alltag und [Arbeits-]Umfeld, der Freund*innenkreis besteht [endlich wieder] aus allen Altern von 20 bis 70. Ich arbeite an meinem dritten Buch, bin topfit und habe für alle altersgemäßen Malessen einen guten Workaround erarbeitet, vor allem im eigenen Kopf. Mein kreatives Schaffen bereichert mich und ist ein großer Teil meines Lebens... und ob schreibend oder musizierend, alles vibriert vor Resonanz im Rosa'schen Sinne [buchkatalog.de].

PS: Mit so'nem Psychologiestudium im Hinterkopf und einer aktivierten Portion Selbstreflektion ist ja schon das Schreiben eines solchen Artikels aufschlussreich... wovon handeln die Varianten jeweils hauptsächlich und warum ist das so? Welche Variante bereitet die meisten Schwierigkeiten beim Schreiben und ist am wenigsten konkret ausgestaltet, und ja, auch hier: warum ist das so? Ach, ach. Sollte Könnte Hätte Würde Los geht's!

17. April 2021

Female Choice von Meike Stoverock

Ich habe gerade das Buch von Meike Stoverock [fraumeike.de] beendet, auf das ich mich schon seit Monaten gefreut habe! Aufgrund vom #masterdesaster [twitter.de] erst jetzt anstatt direkt nach dem Erscheinen im Februar... Ich wurde nicht enttäuscht und bin der Meinung, dass jede*r es lesen [klett-cotta.de] oder den sechsteiligen Podcast hören [open.spotify.com] sollte. Das ist bei mir gar nicht mal so oft der Fall - und weil ich bemerkt habe, dass ich besser verarbeite, wenn ich schriftlich formuliere, mache ich das jetzt einfach mal hier. Auch, weil Meike neulich festgestellt hat, dass Frauen ihr Buch zwar häufig gut finden, das aber dann nicht öffentlich tun...

Das Buch ist ein feministisches und radikales Buch über den jahrtausendealten Einfluss der menschlichen Sexualität auf unser heutiges zivilisiertes Leben. Ich stimme dem nicht Satz für Satz oder Zeile für Zeile immer und 100% zu. Ich kann aber dem Argumentationsbogen von der Beschreibung des Status quo [I] hin zu den biologischen Grundlagen unserer Sexualität [II] und zu einer kulturgeschichtlichen Rückblende in die Anfänge unserer Zivilisation [III] sehr gut folgen. Die Sesshaftwerdung ist also der [ein] Schlüssel für die Grundsteinlegung noch heute gültiger Strukturen und androzentrischer Sozialkonstrukte - wie z.B. der Ehe?! Irre. Aber logisch nach der Darstellung im Buch.

Durch das in den vorangegangenen Kapiteln erarbeitete Vokabular und den historisch sozio-kulturellen Kontext wird danach der Status quo mit seinen Risiken genauer eingeordnet [IV]. Den Abschluss bilden Lösungsvorschläge zur Auflösung des heutigen Geschlechterdilemmas [V], die in Summe und in ihrer Unbedingtheit zwar für mich irgendwie unmöglich klingen, das aber vermutlich zum einen gar nicht sind... und zum anderen von der Autorin durchaus auf lange Sicht, also eher in Hunderter-Jahresskalen angedacht sind.

Female Choice beinhaltet dabei eine gelungene Kombination der drei grundlegenden Perspektiven zur Erklärung von Verhalten und Zuständen, nämlich die der biologisch-naturwissenschaftlichen, der psychologischen und auch die der sozio-kulturellen. Dieses Bio-Psycho-Sozial-Modell wurde von einem Mediziner für die Erklärung der Auswirkungen der Psyche auf unseren Körper entwickelt, es ist aber tatsächlich ein universales Werkzeug zum Verstehen von Zusammenhängen, die Menschen betreffen. Es gibt ja z. B. in der Verhaltensbiologie schon lange die Debatte bezüglich Veranlagungen und Umwelt [engl. nature vs. nurture] - also, was prägt unser aller Handeln mehr: Gene oder Umwelteinflüsse? Und, wichtiger, wie genau macht sich das bemerkbar, und gibt es Wechselwirkungen etc. pp?

Das kann aber aufgrund der Komplexität der beteiligten Einflussfaktoren in der Regel gar nicht eindeutig entschieden werden. Wenn nun nacheinander die drei genannten Blickrichtungen gewählt und dabei jeweils das Thema untersucht wird, erhellen sich schnell gleichermaßen wichtige Details und neue Zusammenhänge. Und immer, wenn man aus nur einer oder zwei der drei Richtungen auf die Sache schaut, geht ein Teil der möglichen Erkenntnis verloren. Diese Integration ist der Biologin Meike Stoverock für mich geglückt - und damit Female Choice ein sehr empfehlenswertes Buch!


18. Januar 2021

"Das Internet langweilt sich" - und ich jetzt nicht mehr.

Damals, 2016, ging offensichtlich ein Stöckchen mit immer neuen 11 Fragen rum, das ich von Novemberregen [Bloglink] bekam bzw. einfach so beantwortete. Weil @novemberregen und @herzbruch1 [Twitter] aber nun als Adventskalender-Podcast [Empfehlung, ich bin noch gar nicht durch...] so schön Fragen vom gesamten Internet besprachen, fiel mir mein alter Post wieder ein und ich bat um einen erneuten Fragenschwung... and here it goes.

1. Für welches Thema/welche Themen begeistern Sie sich?
Nahezu alles, erstaunlich deep. Relativ stabil für Lebewesen/Natur/Biologie, insbesondere Faszien und Pferde und Bewegung, dann Lesen an sich [was auch immer wieder neue Räume öffnet] und Assoziationsketten/Verknüpfung von Wissen/Kreatitivät.

2. Mit was für einer kleinen Aufmerksamkeit kann man Sie so gut wie immer erfreuen?
Salz[!]lakritz oder Bücherauswahl.

3. Wenn Sie irgendwas aus der Realität löschen könnten, so als wäre es nie dagewesen, und niemand wüsste, dass es geschehen ist oder dass Sie das waren (und wie kleingeistig Sie möglicherweise gewählt haben), was würden Sie löschen?
Small Talk.

4. Würden Sie Ihre Entscheidung zu 3 mit jemandem besprechen (also vorher, nachher würde Ihnen ja sowieso niemand glauben)? Wenn ja, mit wem?
Nein. Eher hinterher, im Sinne von "nun ist es so, please discuss". Und dann gern mit allen [einzeln!].

5. Wie sprechen Sie "Quarantäne" aus? (gerne Klangbeispiel)
KW, ganz klar.

6. Empfehlen Sie ein Buch. Ganz wichtig: nur eins, nicht mehrere. Absolut nur eins. Das ist Ihre Buchempfehlung. Die eine. No pressure.
Darm mit Charme. Alles über ein unterschätztes Organ - Giulia Enders

7. Hassen Sie wen? Wenn ja, wen?
Nein. Zu viel Psychologiewissen.

8. Fangen Sie in den nächsten 5 Sekunden an, ein Lied zu singen, und schreiben Sie auf, welches es war.
Who wants to live forever - Queen

9. Gibt es Wörter/Phrasen, die Sie ganz besonders doof finden? Gerne mehrere nennen, betrachten wir das als Friedhof, auf dem sie für ewig verscharrt und nie wieder geäußert werden.
"die da oben" "das Management"

10. In welcher Position schlafen Sie?
Mittlerweile meist auf der rechten Seite. [Leider.]

11. Was finden Sie an sich so richtig gut?
Dass ich im Normalzustand SEHR lange brauche, bis ich so richtig vor Wut koche.

Danke, Novemberregen, das hat großen Spaß gemacht! Ich habe wirklich lang für das eine Buch überlegt, aber du hast nicht spezifiziert, ob Empfehlung für dich oder die Allgemeinheit und das macht ja einen großen Unterschied, also habe ich jetzt für "alle" empfohlen.

PS: Learning: mehr bloggen = mehr schreiben = mehr Spaß.